WALTER SAUTTER

Biorgraphische Angaben

1911
Walter Sautter wird am 16. August in Zürich
geboren. Er wächst mit zwei älteren Schwestern,
von denen die eine später Jurisprudenz,
die andere Medizin studieren wird, im Haus
der Eltern an der Schulhausstrasse im EngeQuartier
auf. Der Vater Emil Sautter hatte
nach einer Krise die Schauspielerlaufbahn
aufgegeben, einige Jahre im elterlichen
Baumwoll-Engrosgeschäft mitgearbeitet und
nach dem Verkauf des Geschäfts sich dem
Kritikerberuf zugewandt. Er schrieb Theaterund
Kunstkritiken für die Zürcher Post. In seiner
Freizeit verfasste er zahlreiche MundartTheaterstücke,
die häufig und mit Erfolg aufgeführt
wurden. Ein Ferienschwank brachte
es im Zürcher Stadttheater auf 25 ausverkaufte
Häuser; aus dem für den Dramatischen
Verein Zürich verfassten Gelegenheitsstück
«De sächzigscht Geburtstag» wurde in der
Operettenfassung von Paul Burkhard später
unter den Titeln «Der schwarze Hecht» und
«Feuerwerk» weltberühmt. Die Mutter Rosa
Sautter-Suter war eine direkte Cousine von
Cuno Amiet, beider Mütter waren Schwestern.
Sie besass zeichnerische und malerische
Begabung, die aber nicht besonders
gepflegt wurde. Zwischem dem Ehepaar
Amiet und der Familie Sautter entwickelte
sich eine lebendige Freundschaft; Amiet
wohnte regelmässigwährend seiner Zürcherbesuche
an der Schulhausstrasse, umgekehrt
bildete seine Welt auf der Oschwand das
Ferienparadies der Sautter-Kinder.
1918-1924
Primarschule im Lavater- und im Gablerschulhaus
in der Enge. Die enge Freundschaft
mit Paul Burkhard nimmt im ersten Schuljahr
ihren Anfang, sie dauert bis zum 1977 erfolgten
Tod des Musikers.
1924-1930
Literargymnasium Zürich. Die Schulferien
verbringt Sautter regelmässig auf der
Oschwand. Er ist, unterstützt von Amiet, dazu
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entschlossen, Maler zu werden. Der Vater stellt
zur einzigen Bedingung. das Bestehen der
Maturitätsprüfung.
Im Schulalter ist für Sautter Rodler das
grosse Leitbild; das erste Selbstporträt des
Fünfzehnjährigen (1926) zeugt von diesem
Einfluss. Die ebenfalls während der Gymnasialzeit
entstandenen Bildnisse der Eltern
(1927 und 1929) werden in geduldigster Kleinarbeit
während jahrelangen SonntagmorgenSitzungen
gemalt; das Bildnis des Freundes
PaulBurkhard (1929) dokumentiert den Übergang
zu einer freieren, tonigen Malerei; intensives
Modellstudium erforderte aber auch
dies Werk, sonst hätte der ernst und gefasst
dreinblickende Gymnasiast Burkhard dem
Malerfreund nicht das Distichon widmen
müssen
Still ergeben der Kunst,
mit eingeschlafenen Beinen,
ohne zu wissen warum,
sitz ich Modellfür ein Bild
1930
Nach der Maturitätsprüfung verbringt Sautter
einige Wochen bei Amiet und geht dann im
Herbst nach Paris. Dort ist er viel mit Ernst
Morgenthaler zusammen, dem er entscheidende
Anregungen verdankt. Sie fuesuchen
gemeinsam Museen und Galerien, Sautter
begeistert sich für Vuillard, Bonnard, nimmt
die neuen Bilder von Picasso und Matisse in
sich auf. Nach der Rückkehr auf die Oschwand

  • es war eine zweijährige Lehrzeit bei Amiet
    geplant- erfolgt rasch die notwendige Lösung
    von Amiet. Der junge Maler orientiert sich nun
    mehr nach Paris.
    1930-1934
    Paris und Zürich. In Zürich hat Sautter im
    Remisegebäude an der Schulhausstrasse sein
    Atelier, das er bis 1954 behält; in Paris kann er
    in diesen Jahren das Atelier von Leo Steck an
    der Rue de Seine für die Pariser Wintermonate
    mieten. Er frequentiert zum Aktzeichnen die
    freien Akademien von Colarossi und Ranson

und arbeitet in der Academie de la Grande
Chaumiere. Verkehr mit Morgenthaler und
Max Gubler, der damals in Montrouge sein
Atelier hatte.
Dazwischen immer wieder monateweise
Aufenthalt in Zürich. Für die Rekrutenschule
lässt Sautter als leidenschaftlicher Reiter
sich zu «einer Truppe mit Pferden» einteilen,
zur Artillerie, muss dem Reiten zuliebe in
der Folge wohl oder übel aspirieren und die
Offiziersschule machen. Bis 1933 beteiligt er
sich häufig an Concours-Anlässen, gibt das
dann aber auf um sich ganz auf seinen Beruf
zu konzentrieren. Die Liebe zum Pferd ist ihm
geblieben, und er ergreift auch später jede
Möglichkeit zu reiten.
1934
Von Paris aus Frühjahrsreise nach Spanien mit
einem Freund aus Barcelona.
1935
Während fünf Monaten reist Sautter zeichnend
und malend durch Italien. In Neapel
kann er als Gast-Schüler beim Professor für
Radierung an der Akademie arbeiten, wendet
sich aber später eher dem Lithographieren zu.
In Zürich verkehrt Sautter viel mit
Ernst Morgenthaler, der sich in Höngg niedergelassen
hat. Dort macht er Bekanntschaft mit
dem Künstlerkreis, der sich um den Kaufmann
Albert Meyerhofer geschart hat: ausser
Ernst Morgenthaler gehören der Maler J ohannes
von Tscharner und die Bildhauer Karl
Geiser und Hermann Hubacher dazu. Dass
der Mäzen Meyerhofer seinem Künstlerkreis
in Form eines Kegelclubs den äussern Zusammenhalt
gab, mag als typisch helvetische
Spielart des Zirkelwesens genommen werden!
1936-1938
Zürich und Berlin. Nachdem Sautter Frankreich,
Italien und Spanien kennengelernt
hatte, wollte er auch Deutschland kennenlernen.
Ohne sich umPolitikzukümmern, durch-
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reiste er zusammen mit Paul Burkhard das
Land und mietete für zwei Jahre in Berlin am
Savignyplatz ein Atelier. Dort wohnt dann
während der Monate, die Sautter immer wieder
in Zürich verbrachte, zeitweise auch Paul
Burkhard, der in der Schweiz kein Auskommen
fand, auf die finanzielle Hilfe der Freunde
angewiesen war, sich mit Hilfe von Sautters
Schwager Wyss eben mühsam aus den Schulden
und Schlingen eines unglückseligen Impresario-
Verhältnisses gelöst hatte und nun in
Berlin Fuss zu fassen suchte. Burkhards in
Stettin uraufgeführte Operette «Paradies der
Frauen» eroberte allerdings nie die Berliner
Bühnen - der Erfolg stellte sich erst 1939 mit
dem «Schwarzen Hecht» unterOscar Wälterlin
im Schauspielhaus Zürich ein.
In Berlin verkehrt Sautter mit seinem
Freund vor allem in Musiker- und Theaterkreisen.
In den Gemäldesammlungen beeindrucken
ihn besonders Rembrandt und Menzel;
er belegt auch einige Kurse an der Akademie.
1936
Sautterwird Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer
Maler, Bildhauer und Architekten.
1937
Nach dem frühen Tod der Mutter lebt Sautter
vorerst mit seinem Vater allein im Haus an der
Schulhausstrasse, später zog die Schwester
Gertrud Wyss-Sautter mit ihrer Familie ebenfalls
in das Haus.
1939
Generalmobilmachung. Sautter leistet mit
den Zürcher Artillerietruppen Aktivdienst,
vor allem im Aargau. Während der Einquartierung
in Schinznach-Dorfund Veltheim entstehen
Porträts von Kameraden und Landschaftsstudien.
Ein damals auftretendes
Magenleiden erfordert die Verlegung in die
MSA Grindelwald, anschliessend kuriert
Sautter seine Krankheit in einer Diätpension
in Monti im Tessin aus.
1940
Während seines Kuraufenthaltes sucht
Sautter den in Cavigliano lebenden Berner
Maler Fritz Pauli auf.
1941
Sautter verbringt em1ge Arbeitswochen bei
Pauli. Nachdem sich das Projekt einer AtelierSiedlung
am Uetliberg, an dem sich Sautter
beteiligen wollte, zerschlagen hatte, folgt er
Paulis Vorschlag, sich im Tessin niederzulassen.
In Tegna findet er an einem Steilhang eine
stillgelegte Baustelle, erwirbt das Grundstück
und errichtet ein einfaches Atelierhaus. Fortan
verbringt er wechselnd seine Zeit in Zürich
und in Tegna.
1942
Der Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis wird ihm
zugesprochen.
In Zürich bildete sich während der
Kriegsjahre ein Freundeskreis, der sich regelmässig
im Cafe Terrasse trifft: ::vlax Frisch, der
eben mit «Santa Cruz» und «Nun singen sie
wieder» seine ersten Schriftstellererfolge
erlebt, der Maler Eugen Früh und seine Frau,
die Malerin Erna Yoshida Blenk, der Schriftsteller
Hans Schumacher, der Lyriker Adolf
Brenner und der Maler Max Truninger gehören
dazu. Nach Kriegsende zerstreut sich der
Kreis, die Freundschaften bleiben bestehen,
und es kommen neue Freunde dazu wie der
Bildhauer Franz Fischer.
1948
Reise ins Roussillon zusammen mit Ernst
Morgenthaler, der für die Büchergilde Gutenberg
einen Illustrationsauftrag zu den Contes
de Fees «Die Töchter des Canigou» erhalten
hat. Während dieser Studienfahrt in abgelegene
Gegenden zeichnen und aquarellieren
die Freunde viel gemeinsam. Durch Morgenthaler
wird Sautter namentlich zum Aquarell
geführt, das seit den Fünfzigerjahren eine
grosse Rolle in seinem Schaffen spielt.
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1949
Reise nach Algerien und Tunesien gemeinsam
mit Ernst Morgenthaler.
1950
Heirat mit Karin Bechstein, Tochter des Burgdorfer
Architekten Ernst Bechstein, den
Sauttcr bei Pauli im Tessin kennengelernt
hatte. Karin Rechsteins Mutter war die Tochter
des nach Luzern eingewanderten sch wedischen
Malers Richard Goldenson, der während
des ersten Weltkriegs Mitglied des «Modernen
Bundes» war.
Sautter und seine Frau beziehen eine
Wohnung an der Toblerstrasse in Zürich, der
KünstlermaltdortundimAtelieranderSchulhausstrasse
und in Tegna.
Geburt der Tochter Catherine.
1952
Sautter arbeitet einige Wochen bei Leonhard
und Anny Meisser-Vonzun in Chur.
1953
Auftrag der Büchergilde Gutenberg zu Illustrationen
für Rudolf Grabers «Kahnfahrt
durch Frankreich», Sautter macht dafür mehrere
Wochen Studien in der Gegend von
Bcsanc;on.
1954
Bezug eines von Architekt Ernst Gisel erbauten
Hauses mit Atelier in Zumikon.
Das vom Kanton Zürich in Auftrag gegebene
Bildnis von Regierungsrat Rudolf
Meier ist der erste der offiziellen Porträtaufträge,
die sich später in fast regelmässigen
Abständen folgen.
Tod des Vaters.
1956
Geburt des Sohnes David.
1958
Reise nach Spanien mit Aufenthalt im Aragon
und in Kastilien.

Reise nach Rhodos unter der Führung von
Werner Roos, dem Präsidenten des Vereins für
Originalgraphik, zusammen mit J.E. Wolfensberger,
dem Zürcher Druckerei- und Galeriebesitzer
und dem Genfer Maler Adrien Holy.
1961
Arbeitsaufenthalt in Chur bei Leonhard und
Anny Meisser-Vonzun.
1962
Zweite Griechenlandreise mit Werner Roos.
Diesmal nach Kos, gemeinsam mit den Malern
Meisser-Vonzun, Hans Potthof, Alois Carigiet,
Albert Schachenmann und Franz Opitz.
Zusammen mit Max Hegetschweiler
Reise durch Spanien von Katalonien bis Andalusien.
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1963
Dritte Reise nach Griechenland. Aufenthalt
auf Kreta mit Roos und Kollegen.
1966
Erste Reise nach Israel mit Dr. Hannes Reimann,
dem Leiter der Engadiner Kantorei
in St. Moritz.
1968
Reise nach New York.
1971
Reise nach Kenyamit Dr. Ch. Wunderly.
1974
Zweite Reise nach Israel mit Dr. Reimann.
1975
Aufenthalt in San Francisco und Reise durch
die westlichen Staaten.
1977
Yachtfahrt durch die Aegäis.
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1975
Au fent halt in San Fr ancisco u nd Re ise dur ch die w e st liche n St aat e n.
1977
Yacht fahr t dur ch die Ae gäis.
1978
Das Haus in Tegna, das 1954 zur Finanzie ng des Hauses in Zumikon de m Schwiegervater ver kauft wur de u nd spät e r lange ge me in-

Schluss fehlt noch